Kompetenzforum Mittelstand wid­me­te sich der Elektromobilität

Neue Batterien auf dem Vormarsch, jede Menge Fördermöglichkeiten, steu­er­li­che Vergünstigungen und eine immer grö­ßer wer­den­de Ladeinfrastruktur – Im Autohaus Horn infor­mier­ten Experten über den aktu­el­len Stand der E‑Mobilität

Das Kompetenzforum Mittelstand gibt Unternehmen handfeste Informationen zu aktuellen Themen. Bild: Eifeler Presse Agentur/epa
Das Kompetenzforum Mittelstand gibt Unternehmen hand­fes­te Informationen zu aktu­el­len Themen. Bild: Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen – Der Anspruch, den das Kompetenzforum Mittelstand, eine Partnerinitiative von Kreissparkasse Euskirchen, Bundesverband mit­tel­stän­di­sche Wirtschaft und der mit­tel­stän­di­schen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft dhpg, erhebt, hat es in sich: Vorurteilsfrei und vor allem ohne unnö­ti­ge Emotionen möch­te man Themen, die für den Mittelstand von Interesse sind, auf­be­rei­ten und vor­stel­len. Denn der Mittelstand, so beto­nen die drei Initiatoren ein­hel­lig, kann nur wett­be­werbs­fä­hig blei­ben, wenn er auf siche­re Informationen setzt und nicht jedem Hype hinterherrennt.
Beim neu­er­li­chen Treffen des Kompetenzforums, zu dem sich rund 100 Interessierte ange­mel­det hat­ten, aber auf­grund der Corona-Diskussionen nur knapp die Hälfte der Teilnehmer erschie­nen war, dreh­te sich alles um Elektromobilität. Als Veranstaltungsort hat­te man den Hauptsitz von Autohaus Horn in Euskirchen gewählt, in dem Dr. Alois Kreins, Leiter Kreisverband der Wirtschaftsregion süd­li­ches Nordrheinwestfalen des Bundesverbandes mit­tel­stän­di­sche Wirtschaft (BVMW) die Teilnehmer begrüß­te. Ganz ohne Emotionen ging es dann aller­dings nicht ab, als Geschäftsführer Dirk Horn qua­si einen Insiderblick aus der Autobranche auf die aktu­el­le Diskussion rund um E‑Mobilität warf. Der beken­nen­de Freund PS-star­ker Boliden hat­te nach eige­nen Angaben schon eini­ge Hypes erlebt und jetzt eben den Elektro-Hype. Sein Vortragsthema „Heut‘ der Diesel, mor­gen der Benziner, über­mor­gen hol ich der Königin ihr Kind – Von der Hetzjagd auf Verbrennungsmotoren“ erschien zwar auf den ers­ten Blick kein gutes Haar an der E‑Mobilität las­sen zu wol­len, doch so ein­fach mach­te es sich Horn dann doch nicht, zumal auch in sei­nem Autohaus eine gan­ze Reihe von E‑Fahrzeugen auf Käufer warten.

Pointiert machte Dirk Horn, Inhaber Autohaus Horn, auf zahlreiche Ungereimtheiten bei politischen Entscheidungen zu Diesel- und Elektrofahrzeugen aufmerksam. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Pointiert mach­te Dirk Horn, Inhaber Autohaus Horn, auf zahl­rei­che Ungereimtheiten bei poli­ti­schen Entscheidungen zu Diesel- und Elektrofahrzeugen auf­merk­sam. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Horn bemän­gel­te viel­mehr, dass man den CO2-Ausstoss nach wie vor zu sehr als euro­päi­sches Problem betrach­te. Es brin­ge ja für das glo­ba­le Klima rein gar nichts, wenn man Dieselfahrzeuge in Deutschland aus dem Verkehr zie­he, die dann nach Afrika ver­kauft wür­den. Die welt­wei­te und damit kli­ma­re­le­van­te CO2-Belastung ände­re sich dadurch nicht.
Auch mach­te er auf die Schere zwi­schen CO2 und Stickoxidbelastung auf­merk­sam. Drossle man den CO2-Ausstoß, stei­ge gleich­zei­tig das Stickoxid. Darüber hin­aus erin­ner­te Horn dar­an, dass das wah­re Dieselproblem abseits der Straße, näm­lich auf den Schifffahrtswegen statt­fin­de, wo Lastkähne bis heu­te mit Schweröl fah­ren dürften.
„Ich gebe zu, ein E‑Mobil zu fah­ren, bedeu­tet gro­ßen Fahrspaß, aber aus Umweltgründen auf E‑Mobilität zu set­zen, hal­te ich für bedenk­lich“, so Horn. Allein bei der Batterieproduktion fie­len gro­ße Mengen an CO2 an. Horn: „Für Leute, die viel mit dem Auto unter­wegs sind, ist ein Dieselfahrzeug nach wie vor die bes­se­re und kli­ma­freund­li­che­re Alternative.“
Die Zukunft gehö­re laut Rolf Horn aber weder der Elektromobilität mit Lithium-Ionen-Akku noch dem kon­ven­tio­nel­len Verbrennungsmotor, son­dern dem Wasserstoffantrieb. Hier sei schnel­les Laden mög­lich und man kön­ne auf das bereits vor­han­de­ne Tankstellennetz zurück­grei­fen. „2025 will BMW das ers­te Wasserstofffahrzeug seri­en­mä­ßig pro­du­zie­ren“, ver­riet Horn, und sein Autohaus wer­de dabei als Pilotpartner in Euskirchen eine Wasserstofftankstelle betrei­ben. Überhaupt wol­le man sich bei sei­nem Autohersteller nicht nur auf eine Antriebsart fest­le­gen, son­dern Modelle ent­wi­ckeln, bei denen der Kunde selbst wäh­len kön­ne, ob er sie als Benziner, Diesel, Hybrid, E‑Mobil oder Wasserstofffahrzeug haben möchte.

Die Corona-Epidemie führte zwar zu vielen Absagen, dennoch kamen die Unternehmer zahlreich ins Autohaus Horn, um sich über den aktuellen Stand der Elektromobilität zu informieren. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Corona-Epidemie führ­te zwar zu vie­len Absagen, den­noch kamen die Unternehmer zahl­reich ins Autohaus Horn, um sich über den aktu­el­len Stand der Elektromobilität zu infor­mie­ren. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Auch Dr. Sebastian Heinz aus der Geschäftsführung der High Performance Battery Holding AG mit Sitz im Kanton Appenzell oute­te sich als Dieselfreund und pflich­te­te Horn bei, dass die Produktion von Batterien der Energiebilanz eines E‑Mobils der­zeit noch eher abträg­lich sei­en. Doch dies müs­se nicht so blei­ben, da man der­zeit an der fünf­ten Generation der Batterietechnologie arbei­te. Denn mit der her­kömm­li­chen Lithium-Ionen-Batterie sei sei­ner Meinung nach die wach­sen­de Infrastruktur für E‑Mobilität nicht zu stemmen.
„Damit man auf die Stromerzeugung durch fos­si­le Energieträger lang­fris­tig ver­zich­ten kann, brau­chen Versorger Zwischenspeicher, die zum einen Energie aus rege­ne­ra­ti­ven Quellen auf­neh­men und für den Primärmarkt bereit­hal­ten kön­nen und zum ande­ren für eine gleich­blei­ben­de Spannung im Stromnetz sor­gen“, so Heinz. Auch für die E‑Mobilität und die gesam­te Ladeinfrastruktur mit Schnellladestationen in aus­rei­chen­der Zahl sei­en robus­te und effi­zi­en­te Energiespeicher notwendig.
Die Vorteile der der­zeit ent­wi­ckel­ten Feststoffbatterie sei­en enorm: Sie sei bei­spiels­wei­se nicht ent­flamm­bar, tief­ent­la­de­fest, lang­le­big, besä­ße eine nahe­zu kon­stan­te Kapazität bei nahe­zu kon­stan­tem Innenwiderstand, könn­te ohne Rohstoffengpass gefer­tigt wer­den und hät­te unter dem Strich eine um 50 Prozent bes­se­re Ökobilanz auf­zu­wei­sen als her­kömm­li­che Lithium-Ionen-Akkus.
Die neu­en Batterien sei­en aller­dings noch nicht auf den Markt. „Wir rech­nen mit einer Serienreife in 18 bis 24 Monaten und hof­fen, 2022/23 in die Produktion gehen zu kön­nen“, so Heinz.

Kompakt verlässliche Informationen für Unternehmer aufbereiten ist Holger Glück, Vorstandsmitglied Kreissparkasse Euskirchen, ein Anliegen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Kompakt ver­läss­li­che Informationen für Unternehmer auf­be­rei­ten ist Holger Glück, Vorstandsmitglied Kreissparkasse Euskirchen, ein Anliegen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Doch nicht nur auf dem Batteriesektor tut sich eini­ges, auch die Ladeinfrastruktur für E‑Mobile ist in den ver­gan­ge­nen Jahren deut­lich aus­ge­baut wor­den. Selbst ein eher struk­tur­schwa­cher Raum wie der Kreis Euskirchen hat hier mitt­ler­wei­le eini­ges zu bie­ten. Großen Anteil dar­an trägt vor allem der regio­na­le Energiedienstleister e‑regio, der nach sei­ner Fusion mit der ene-Unternehmensgruppe der­zeit über 85 Ladepunkte im Kreis ver­fügt. Elf davon mit „PlugSurfing“, d.h. die­se Ladesäulen kann man über eine kos­ten­lo­se Lade- und Zahlungs-App ansteu­ern, und das euro­pa­weit. Weiterhin betreibt e‑regio in Euskirchen ein kom­plet­tes E‑Parkhaus mit 27 Ladestellplätzen. Darüber hin­aus gibt es im Kreis fünf „Destination Charger“ und angren­zend einen „Super Charger“ für Teslafahrer.
Harald Gebauer, e‑re­gio-Teamleiter Energiedienstleistungen, berich­te­te, dass man mitt­ler­wei­le auch die Förderung für eine DC-Schnellladesäule bestä­tigt bekom­men habe. Zwei wei­te­re Förderanträge sei­en auf dem Weg. Ladesäulen im alten Stil wür­den der­zeit nicht mehr errichtet.
Auch die Förderung der Ladeinfrastruktur sei wei­ter­hin attrak­tiv. Bei öffent­li­chen Ladesäulen wür­den 50 Prozent der Kosten bis maxi­mal 5000 Euro pro Ladepunkt geför­dert. Privatleute könn­ten sich hin­ge­gen ihre Wallbox in der Garage mit 50 Prozent bis maxi­mal 1000 Euro för­dern las­sen. Würde der Strom für E‑Mobile vor Ort erzeugt, gebe es noch­mals 500 Euro pro Ladepunkt.

Welche aktuellen steuerlichen Vorteile Elektrofahrzeuge für Unternehmer bieten können, erklärte Volker Loesenbeck, Partner dermittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft dhpg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Welche aktu­el­len steu­er­li­chen Vorteile Elektrofahrzeuge für Unternehmer bie­ten kön­nen, erklär­te Volker Loesenbeck, Partner der
mit­tel­stän­di­schen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft dhpg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Auch für Unternehmen sei E‑Mobilität eine ech­te Alternative, da die Energiepreise mit etwa 4,50 Euro auf 100 Kilometer sich nicht nur rech­ne­ten, son­dern auch deut­lich gerin­ge­re Reparaturkosten anfie­len. Darüber hin­aus stün­den Abrechnungssysteme zur Verfügung, die die Verwaltung der E‑Mobile erheb­lich ver­ein­fach­ten. Die E‑Mobilität sei nicht mehr auf­zu­hal­ten, der­zeit ver­zeich­ne man monat­lich allein 8000 E‑Mobilzulassungen in Deutschland.
Mit den steu­er­li­chen Aspekten der E‑Mobilität kann­te sich Volker Loesenbeck von der dhpg bes­tens aus. Losenbeck berich­te­te, dass die bis­lang gewähr­ten steu­er­li­chen Erleichterungen in Abhängigkeit vom Batterietyp Geschichte sei­en. „Jetzt ist nur noch von Interesse, dass es sich um ein E‑Mobil han­delt“, so Loesenbeck. Die Förderung hän­ge sodann von den Kosten des Autos und des pri­va­ten Nutzungsvorteils ab. Der Lösungsansatz sei sehr prag­ma­tisch, indem die Anschaffungskosten ein­fach hal­biert oder unter beson­de­ren Voraussetzungen gevier­telt wür­den, wenn der Listenpreis die 40.000 Euro nicht über­stei­ge. Bei den Hybridfahrzeugen gel­te hin­ge­gen ein gestuf­tes Verfahren. Weiterhin wer­de die Anschaffung von Elektronutzfahrzeugen geför­dert, dazu zähl­ten auch Lastenfahrräder.
„Wichtig ist grund­sätz­lich, dass jede Anschaffung neu sein muss, rein elek­trisch und nicht geleast“, so Loesenbeck. Dann sei eine Sonderabschreibung von 50 Prozent im ers­ten Jahr mög­lich. Aber auch bei Leasingaufwendungen, die bis­her zu 20 Prozent der Gewerbesteuer zuge­rech­net wor­den sei­en, sei­en jetzt auf zehn Prozent redu­ziert wor­den. Das Gespräch mit dem Steuerberater sei daher auf jeden Fall anzu­ra­ten, vor allem, wenn Mitarbeitern im Betrieb ein E‑Fahrzeug über­las­sen wer­den sol­le. Auch hier gebe es zahl­rei­che Steuervorteile. So kön­ne der Arbeitgeber dem Mitarbeiter bei­spiels­wei­se eine Ladeeinrichtung zu Hause steu­er­frei zur Verfügung stel­len. Dabei han­de­le es sich näm­lich nicht mehr um einen lohn­steu­er­li­chen Vorteil.

Organisiert Veranstaltungen für Unternehmer: Dr. Alois Kreins, Leiter Kreisverband der Wirtschaftsregion südliches Nordrheinwestfalen des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Organisiert Veranstaltungen für Unternehmer: Dr. Alois Kreins, Leiter Kreisverband der Wirtschaftsregion süd­li­ches Nordrheinwestfalen des Bundesverbandes mit­tel­stän­di­sche Wirtschaft (BVMW). Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Schließlich konn­te Martin Baranzke, Leiter S‑Gewerbekundencenter der Kreissparkasse Euskirchen, noch auf eine gan­ze Reihe von Förderkrediten für mit­tel­stän­di­sche und kom­mu­na­le Unternehmen sowie frei­be­ruf­lich Tätige ver­wei­sen. So könn­ten von der NRW.Bank bis zu 100 Prozent der för­der­fä­hi­gen Ausgaben über­nom­men wer­den. Der Mindestkredit betra­ge 10.000 Euro, der Höchstbetrag sei auf fünf Millionen Euro limitiert.
Weiterhin bekom­me man vom Land NRW einen Direktzuschuss von 8000 Euro, den man noch mit einem Umweltbonus von 5000 Euro kom­bi­nie­ren kön­ne. Auch Ladeinfrastruktur wer­de geför­dert. Wichtig sei jedoch, dass eine Beratung vor dem Erwerb statt­fin­den und der Förderantrag vor Kauf gestellt wer­den müsse.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedank­te sich KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück beim Autohaus Horn für die beson­de­re Location und hoff­te, dass die Veranstaltung zur Versachlichung beim Thema Elektromobilität bei­getra­gen habe.
Eifeler Presse Agentur/epa

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